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Narrenzunft Wellendingen e.V.

Wellendingen‚ der äußerste Narrenort im Westen der Fasnetslandschaft Neckar– Alb‚ liegt an der alten „Schweizerstraße“ von Stuttgart nach Schaffhausen. Aus der früher rein bäuerlichen Siedlung wurde ein Ort mit heute mehr als 2000 Einwohnern‚ dessen Wirtschaftlichkeit in einer Vielzahl von Handwerks- und Gewerbebetrieben liegt.
Die „Regierung“ des Ortes liegt‚ heute wie damals‚ im Ortszentrum‚ dem ehemaligen Schloß und heutigem Rathaus‚ in den die Adelsfamilie von Freyberg herrschte und den Ort und seine Fasnet mitgeprägt hat. Dies geht aus Aufzeichnungen vom ausgehenden 17. Jahrhundert hervor.

Doch erste Hinweise auf die örtliche Fasnet datieren aus Gemeinderechnungen aus dem Jahre 1595‚ wo vom Ortspfarrer am Aschermittoch eine Weiberzeche auszurichten war und außerdem 5 Maß Wein an die „Pauern“ (Bauern) und des Junkers Hofgesind ausgeschenkt wurden. Mit dem Ausrichten der Zeche wollte wohl der Ortspfarrer das närrische Treiben über den Aschermittwoch hinaus‚ was früher keine Seltenheit war‚ unterbinden.
Dies läßt sich mit zahllosen Gegenmaßnamen‚ wie z.B. dem Fansetsverbot 1620 oder 1658 der Geldstrafe beim Tanz am Aschermittwoch belegen. So wurde auch die Weiberzeche 1659 nicht mehr entrichtet‚ was große Empörung in der Bevölkerung hervorrief.
Bis ins 19. Jahrhundert zurück reichen die Überlieferungen von Fasnetsspielen beziehungsweise Fasnetstheatern‚ die in der Bevölkerung sehr beliebt waren und auch auswärtige Besucher angezogen haben. Die Tradition des Fasnetstheaters wird bis heute noch‚ zwar in einer etwas anderer Form‚ jedes Jahr beim Zunftball am Fasnetssamstag vom Zunftrat fortgeführt.

Nicht nur die Rekonstruktion der geschichtlichen Begleitumstände liegt unser Zunft am Herzen‚ sondern auch die liebevolle Pflege von Tradition und Brauchtum durch die gesamte heimische Bevölkerung‚ was sich in einer Vielzahl von närrischen Aktivitäten niederschlägt. Dies garantiert auch den Bestand und den alljährlichen Erfolg neben der erdrückenden Popularität der benachbarten Rottweiler Fasnet.

Herausragende Einzelfigur und wohl einzigartig in seiner Erscheinung ist das Markenzeichen der Wellendinger Fasnet: der STORCH. Seine erste Erwähnung findet sich im Jahre 1886. Diese überlebensgroße Figur wird von einem kleinen Brautpaar geführt und von zwei kleinen Störchen rechts und links begleitet. Der Storch, vielerorts als Symbol der Fruchtbarkeit bekannt, schnäbelt während der Umzüge an jungen, hübschen Frauen, was schon bei mancher Wirkung in einem wahren Kindersegen zeigte.

Wellendinger Hexenreiter

Noch älter ist laut mündlicher Überlieferung eine weitere Einzelfigur der Wellendinger Fasnet, die nicht mehr wegzudenken ist: der HEXENREITER. Der Hexenreiter ist in der Mode des ausgehenden 18. Jahrhunderts gekleidet und besteht aus einer Hexe, die ihren Reiter auf dem Rücken trägt.

 

 

Wellendinger SchellnarrDie Hauptfigur unserer Fasnet ist der SCHELLNARR, dessen Häs dem Maskenkostüm der Herren von Freyberg nachgebildet ist, welches im Schloß getragen wurde. Zur Ausstattung des Schellnarren gehört eine Holzmaske, die dem Abbild eines freudlichen Männergesichtes gleicht. Die Larve ist gefaßt mit Roßhaar und von einem Mäntelchen umgeben, das die Schultern bedeckt. Abgerundet wird die Kopfbedeckung von einem wippendem Narrenhütchen mit einem Federbusch. Auf dem aus ungebleichtem Leinenstoff bestehenden Narrenhäs sind grüne, gelbe und rote Streifen aus Gmünder Leinen aufgenäht, die ca. 4 cm breit sind. Das Mäntelchen (Kopfstück) hat einem 10 cm breiten schwarzen Samtabschluß mit Cordelverzierung. Die Jacke hat einen schwarzen Brusteinsatz aus Samt, die Hose einen schwarzen Samtabschluß, jeweils mit Cordelverzierung. Er trägt über die Schultern hängende, auf Brust und Rücken sich kreuzende Lederriemen mit Narrenglocken (Gschell) fachmänisch auch Rollen genannt. Am Handgelenk baumelt die mit Sägemehl gefüllte Narrenwurst, die in den gleichen Farben gehalten ist, wie das Narrenhäs. Viele unserer Narren haben auch eine Narrenschere, die im geöffneten Zustand, je nach Größe, bis zu 4 Meter lang sein kann. Zum Narrenhäs selber werden ein weißes Hemd, weiße Handschuhe und schwarze Schuhe getragen. Beim großen Narrensprung am Montagmorgen nehmen über 250 dieser einheitlichen Kleidle teil.

Nicht zu vergessen ist eine weitere Figur der örtlichen Fasnet, nämlich der STROHBÄR. Alljährlich am Fasnetsdienstag erklärt sich ein junger, kräftiger Bursche der Gemeinde bereit, sich in handgemähtes Stroh einbinden zu lassen und sich von vier Treibern verkleidet in Dominos, durch den Ort führen zu lassen.

Ein weiterer Bestandteil der ÖRTLICHEN Fasnet sind die in den 50-er Jahren entstandenen Hexen von denen wir in Wellendingen ca. 150 besitzen. Verschwunden aus der Wellendinger Fasnet sind das Pestmännle und der Husar, dessen Maske sich in Privatbesitz befindet.