Kiebingen mit rund 2050 Einwohnern liegt im Neckartal zwischen Städten Tübingen und Rottenburg.
Das Dorf, das 1974 nach Rottenburg eingemeindet wurde, hat eine alte lebendige Fasnacht, die sich durch eine entsprechende Erwähnung im Innsbrucker Landesarchivs zur Abgabe einer Fasnets-Hear im Jahre 1512 / 1513 sowie eine im Kiebinger Ortsarchiv aufbewahrte Gemeinderechnung urkundlich bis zum Jahre 1665 zurückverfolgen lässt.
Als nach dem letzten Krieg die alten, äusserst orginellen Fasnachtsgewänder immer weniger getragen wurden, entschlossen sich 1968 einige Bürger der Gemeinde zur Gründung der Butzenzunft Kiebingen. Butz ist die regionale Bezeichnung für eine vermummte Gestalt.
Ein alter Fasnachtsbrauch, der nicht zuletzt auch durch den Wohlstand immer mehr verschwindet, hat sich in Kiebingen erhalten – der fasnächtliche Hausbesuch. Dabei versuchen die Hausbewohner, ihre maskierten Gäste zu erkennen. Gelingt ihnen das, dann werden die Narren bewirtet.
Wie in verschiedenen Narrenorten spielen auch in Kiebingen die Rekrutenjahrgänge im örtlichen Brauchleben eine Rolle. In Kiebingen veranstalten die 19- und 20 -jährigen alle zwei Jahre am Ostermontag ein Eierlesespiel. Die Eierleser haben die Aufgabe, am Fasnachtsdienstag den Umzug zu besorgen. Zwei Hauptmaskengestalten beherrschen an der Fasnet die Straßen des Dorfes:
Der Butz und der Teufel
Eine der beliebtesten Masken ist der Butz der früher sehr häufig, aber auch in den 50er Jahren noch vereinzelt bei der unorganisierten Straßenfasnet getragen wurde. Auffällig an ihm ist der spitze Hut und das Fleckleshäs. Kleine bunte Stoffetzen sind auf einen Leinenanzug genäht.
Die zweite Figur, die jetzt von der Kiebinger Butzenzunft in liebevolle Pflege genommen wurde, ist der Teufel mit seiner wilden, roten Zunge und den gefährlichen Hörnern: Ein Zeichen der Anarchie, das die sonst so ordentliche Kiebinger Welt wohltuend belebt.